Refresher 2023: Endodontie

Soll ich das? Kann ich das? Wie mache ich das? Fallauswahl und Behandlungsplanung Prof. Dr. Michael Hülsmann (Zürich)
Eine definierte und kritische präoperative Fallauswahl hilft, hoffnungslose und problematische Fälle rechtzeitig zu identifizieren und somit Misserfolge zu vermeiden. Häufig sind es nicht nur endodontische, sondern restaurative und/oder parodontale Faktoren, die gegen einen endodontischen Erhaltungsversuch sprechen.
Durch eine präoperative Antizipation möglicher oder wahrscheinlicher Probleme während der Behandlung ist eine bessere Behandlungsvorbereitung durch Bereitstellung der zur Problemlösung benötigten Instrumente und Materialien möglich. Die wichtigsten Kriterien der Fallauswahl und die problemorientierte Behandlungsplanung werden vorgestellt und an klinischen Beispielen exemplarisch demonstriert.

Herdlehre 2023: Alter Wein in neuen Schläuchen? Prof. Dr. Michael Hülsmann (Zürich)
In den 20er Jahre des letzten Jahrhunderts erlebte die sog. „Herdtheorie“ ihren Höhepunkt: da pulpa-avitale oder wurzelkanalgefüllte Zähne für zahlreiche systemische Erkrankungen – von Rheuma über Diabetes, Herz-Kreislaufkrankheiten und Krebserkrankungn bis hin zu neurologischen Erkrankungen verantwortlich gemacht wurden, kam es zu massenhaften Extraktionen betroffener Zähne („orgy of extractions“). In YouTube-Videos (RootCause) und (auch deutschsprachigen) Büchern erlebt die Herdlehre derzeit eine Art Revival. Da die dort beschriebenen Folgen einer Wurzelkanalbehandlung – u.a. Zusammenhänge zu Brustkrebs – die Patient*innen massiv verunsichern können, sollen die Grundzüge der verschiedenen Herdtheorien vorgestellt und zentrale Falschbehauptungen widerlegt werden. Der heutige Stand des Wissens zu Verbindungen der Endodontie zur Gesamtgesundheit wird vorgestellt.

Ätiologie, Diagnostik und Management invasiver zervikaler Resorptionen Dr. Sabine Nordmeyer (Berlin)
Die invasive zervikale Resorption stellt eine seltene dentale Erkrankung nicht vollständig geklärter Genese dar, die den Zahnarzt vor große diagnostische und therapeutische Herausforderungen stellt. Von der Außenseite der Wurzel breitet sich eine Resorption unterminierend im Dentin aus, die Pulpa bleibt vital. Eine exakte Differenzialdiagnostik zur Abgrenzung von internen oder externen Resorptionen ist Voraussetzung für die Wahl der korrekten Therapie. Im optimalen Fall ist eine Behandlung unter Vitalerhaltung der Pulpa möglich. Der Vortrag schildert die Diagnostik und Klinik externer zervikaler Resorptionen, beschreibt das klinische Vorgehen, stellt die benötigten Materialien vor und präsentiert eigene Fälle.

Die Wurzelspitzenresektion in der täglichen Praxis: Indikationen, Technik, Erfolgsquoten und die neue Leitlinie WSR Dr. Ansgar Hergt (Berlin/Templin)
Im Falle nicht erfolgreicher Wurzelkanalbehandlungen stellt die Wurzelspitzenresektion neben der orthograden Revisionsbehandlung eine weiterführende Therapieoption dar, die aber aus anatomischen und operativen Gründen einige Schwierigkeiten und Besonderheiten aufweist und daher von vielen Kolleginnen und Kollegen nicht oder nur ungern durchgeführt wird. Auch die heutigen Möglichkeiten einer mikrochirurgischen und erfolgversprechenden Behandlungstechnik sind nur unzureichend bekannt, obwohl sie gute Möglichkeiten der Zahnerhaltung eröffnen und im Frontzahn- und Prämolarenbereich vielfach auch in der orthograd orientierten endodontischen Praxis hilfreich sein können.
Neben Indikationen, Kontraindikationen und einem bewährten Konzept für Resektionen im Frontzahn- und Prämolarenbereich werden die Neuerungen der 2022 erschienenen Sk3-Leitlinie vorgestellt.